Inszenierungen eines Feuerwehrmannes. Tiefenhermeneutische Rekonstruktion von Trumps Rede zum Sturm auf das Kapitol

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Title: Inszenierungen eines Feuerwehrmannes. Tiefenhermeneutische Rekonstruktion von Trumps Rede zum Sturm auf das Kapitol
Authors: König, Hans-Dieter
Source: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research; Bd. 24 Nr. 3 (2023)
Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research; Vol. 24 No. 3 (2023)
Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research; Vol. 24 Núm. 3 (2023)
Publisher Information: Institut für Qualitative Forschung, Internationale Akademie Berlin gGmbH, 2023.
Publication Year: 2023
Subject Terms: Donald J. Trump, Populismus, Alfred Lorenzer, psychoanalysis, depth hermeneutics, political socialization processes, Ethnopsychoanalyse, populism, mass psychology, Sigmund Freud, authoritarianism, Massenpsychologie, Frankfurter Schule, politische Sozialisationsprozesse, Autoritarismus, Frankfurt School, Tiefenhermeneutik
Description: Zwar hat die von TRUMP im Januar 2021 gehaltene Rede weithin Besorgnis erregt, mit der er seine Anhänger*innen dazu veranlasste, das Kapitol zu stürmen. Jedoch sind die psychischen Mechanismen, die es ihm ermöglichten, das Publikum im Dienste seiner Agenda zu mobilisieren, nicht zureichend verstanden worden. Ich rekonstruiere mithilfe der Tiefenhermeneutik, einer psychoanalytischen Methode qualitativer Forschung, bei der von der Untersuchung der Wirkung der Rede auf das Erleben einer Gruppe von Forscher*innen ausgegangen wird, die Wirkungsweise seiner Rede, deren Bedeutung sich in der Spannung zwischen einem manifesten und einem latenten Sinn entfaltet. Ich zeige, dass TRUMPs systematische Verwendung von Unwahrheiten zu einer Umkehrung des alltäglichen Verhältnisses zwischen manifesten und latenten Sinnzusammenhängen führt: Im Alltag werden sozial akzeptierte Wünsche und Phantasien zur Sprache gebracht und sozial anstößige Lebensentwürfe auf eine latente Bedeutungsebene verbannt. Dagegen setzte TRUMP in seiner Rede auf Unwahrheiten, um seine Anhänger*innen durch das Beschwören sozial verpönter Lebensentwürfe anzufeuern und um fakten- und vernunftbasierte Einwände gegen seine Behauptungen unbewusst zu machen. Die durch die Dramatisierung der aktuellen politischen Lage geschürten Ängste und die Aggressionen erschüttern nicht nur, aber doch in besonderer Weise diejenigen Zuhörerinnen und Zuhörer, die aufgrund in der Kindheit erlebter Traumata für die von TRUMP benutzte Copingstrategie autoritärer Anpassung anfällig sind.
TRUMP's speech of January 2021, by which he moved his supporters to storm the Capitol, caused wide-spread concern. However, the psychological mechanisms that enabled him to mobilize the audience in the service of his agenda are not sufficiently understood. Employing depth hermeneutics, a psychoanalytic method based on examining the effects of the speech on a group of researchers, I reconstruct TRUMP's address to reveal tensions between its manifest and latent meanings and account for its effects. I argue that his systematic use of falsehoods results in a reversal of the everyday relationship between manifest and latent meaning: In everyday life, socially acceptable wishes and fantasies are given voice and reprehensible ones are relegated to a latent level. TRUMP, conversely, relies on falsehoods to fire up his supporters by evoking socially objectionable concepts of life and to make fact- and reason-based objections to his claims unconscious. The fears and aggression fueled by the dramatization of the current political situation affect particularly, though not exclusively, those listeners who, due to traumas experienced in childhood, are susceptible to TRUMP's coping strategy of authoritarian conformity.
Document Type: Article
File Description: text/html; application/pdf
Language: English
ISSN: 1438-5627
DOI: 10.17169/fqs-24.3.4029
Access URL: http://www.qualitative-research.net/index.php/fqs/article/view/4029
Rights: CC BY
Accession Number: edsair.issn14385627..0ef8202ac2c9e11b72ff821846a513e7
Database: OpenAIRE
Description
Abstract:Zwar hat die von TRUMP im Januar 2021 gehaltene Rede weithin Besorgnis erregt, mit der er seine Anhänger*innen dazu veranlasste, das Kapitol zu stürmen. Jedoch sind die psychischen Mechanismen, die es ihm ermöglichten, das Publikum im Dienste seiner Agenda zu mobilisieren, nicht zureichend verstanden worden. Ich rekonstruiere mithilfe der Tiefenhermeneutik, einer psychoanalytischen Methode qualitativer Forschung, bei der von der Untersuchung der Wirkung der Rede auf das Erleben einer Gruppe von Forscher*innen ausgegangen wird, die Wirkungsweise seiner Rede, deren Bedeutung sich in der Spannung zwischen einem manifesten und einem latenten Sinn entfaltet. Ich zeige, dass TRUMPs systematische Verwendung von Unwahrheiten zu einer Umkehrung des alltäglichen Verhältnisses zwischen manifesten und latenten Sinnzusammenhängen führt: Im Alltag werden sozial akzeptierte Wünsche und Phantasien zur Sprache gebracht und sozial anstößige Lebensentwürfe auf eine latente Bedeutungsebene verbannt. Dagegen setzte TRUMP in seiner Rede auf Unwahrheiten, um seine Anhänger*innen durch das Beschwören sozial verpönter Lebensentwürfe anzufeuern und um fakten- und vernunftbasierte Einwände gegen seine Behauptungen unbewusst zu machen. Die durch die Dramatisierung der aktuellen politischen Lage geschürten Ängste und die Aggressionen erschüttern nicht nur, aber doch in besonderer Weise diejenigen Zuhörerinnen und Zuhörer, die aufgrund in der Kindheit erlebter Traumata für die von TRUMP benutzte Copingstrategie autoritärer Anpassung anfällig sind.<br />TRUMP's speech of January 2021, by which he moved his supporters to storm the Capitol, caused wide-spread concern. However, the psychological mechanisms that enabled him to mobilize the audience in the service of his agenda are not sufficiently understood. Employing depth hermeneutics, a psychoanalytic method based on examining the effects of the speech on a group of researchers, I reconstruct TRUMP's address to reveal tensions between its manifest and latent meanings and account for its effects. I argue that his systematic use of falsehoods results in a reversal of the everyday relationship between manifest and latent meaning: In everyday life, socially acceptable wishes and fantasies are given voice and reprehensible ones are relegated to a latent level. TRUMP, conversely, relies on falsehoods to fire up his supporters by evoking socially objectionable concepts of life and to make fact- and reason-based objections to his claims unconscious. The fears and aggression fueled by the dramatization of the current political situation affect particularly, though not exclusively, those listeners who, due to traumas experienced in childhood, are susceptible to TRUMP's coping strategy of authoritarian conformity.
ISSN:14385627
DOI:10.17169/fqs-24.3.4029