Adenauer und die Kernwaffen. Neue Antworten auf alte Probleme

Die Haltung zur nuklearen Frage wurde in der frühen Bundesrepublik maßgeblich vom ersten Bundeskanzler Konrad Adenauer geprägt. In der Forschung zu dessen Intentionen stehen sich zwei gegensätzliche Interpretationen gegenüber. Die vorherrschende Denkschule sieht im Verzicht auf Kernwaffen eine Grund...

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Bibliographische Detailangaben
Veröffentlicht in:Historische Zeitschrift Jg. 320; H. 2; S. 346 - 385
Hauptverfasser: Geppert, Dominik, Löttel, Holger
Format: Journal Article
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: De Gruyter Oldenbourg 02.04.2025
De Gruyter
Schlagworte:
ISSN:0018-2613, 2196-680X
Online-Zugang:Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Die Haltung zur nuklearen Frage wurde in der frühen Bundesrepublik maßgeblich vom ersten Bundeskanzler Konrad Adenauer geprägt. In der Forschung zu dessen Intentionen stehen sich zwei gegensätzliche Interpretationen gegenüber. Die vorherrschende Denkschule sieht im Verzicht auf Kernwaffen eine Grundbedingung der Westintegration, die Adenauer, wenn auch widerstrebend, akzeptierte. Andere Wissenschaftler vertreten hingegen die These, es sei sein zentrales – obgleich sorgfältig verborgenes – Ziel gewesen, aus der Bundesrepublik eine souveräne Atommacht zu machen. Dieser Aufsatz argumentiert auf der Grundlage bislang unveröffentlichter, zum Teil unbekannter Quellen aus dem Adenauernachlass in Bad Honnef-Rhöndorf und dem Bundesverteidigungsrat, dass der Kanzler keine gezielte Politik der unilateralen atomaren Bewaffnung verfolgt hat und dass dabei die Skepsis, ja das fundamentale Misstrauen gegenüber seinen Landsleuten eine Rolle gespielt haben dürfte. Das innere Unbehagen war jedoch nicht so dominant, dass Adenauer die nukleare Option kategorisch ausgeschlossen hätte. Er wollte sie vielmehr in der Schwebe lassen, weil er befürchtete, die Bundesrepublik werde sonst zu einer Macht dritten Ranges, deren Truppen in einem maßgeblich auf deutschem Boden stattfindenden Atomkrieg als „Schlachtvieh“ verheizt würden. Erst nach dem Ende seiner Amtszeit setzte sich die Akzeptanz einer prinzipiellen Ablehnung eigener deutscher Atomwaffen durch.
ISSN:0018-2613
2196-680X
DOI:10.1515/hzhz-2025-0009